Die Anlage, oder besser ... derzeit deren Planung und Aufbau


Als wir - meine Familie bestand damals nur aus meiner Frau und mir - vor vielen Jahren unser Haus in der Nähe von Lübeck erwarben, war eines meiner zentralen Kaufmotive ein ca. 620 x 440 cm großer Kellerraum. Auch wenn meine Frau das damals wohl nicht in dieser Konsequenz realisierte -- eines war klar, hierbei konnte es sich ausschließlich um einen Modellbahnkeller handeln. Schließlich hatte ich davon schon viele Jahre in unserer Berliner Altbauwohnung geträumt.

Anfangs entstand darin eine N-Spur-Anlage nach Plänen von Rolf Knipper (die Älteren werden den Namen noch kennen), allerdings kam der Weiterbau spätestens mit der Geburt unserer Kinder (wofür wir Gott noch heute danken) zunehmend mehr und mehr zum Erliegen. Und die Jahre des Stillstandes bewirkten noch etwas anderes. Immer neidvoller schaute ich in Zeiten zunehmender Digitalisierung, Minitiaturisierung und der aufkommenden Ausstattung mit Loksound in Modellbahngeschäften und der Nürnberger Messe (die ich damals recht regelmäßig besuchen konnte) auf die Welt der HO-ler. Diese hatten so vieles, was in N noch auf Jahre unerreichbar bleiben sollte. Vor allem aber hatten sie eines ... eine ungleich größere Modellvielfalt. Und ich hatte auch eines, einen größeren Keller, als ich je erhofft hatte.

Und da ich mich nicht über mein liebgewonnenes Hobby ärgern wollte, entschloss ich mich zum Abbau der N-Anlage und Verkauf des (fast) gesamten Zubehörs. Im Zuge des Verkaufs der Einzelteile in einem bekannten Internet-Auktionshaus erzielte ich nicht nur den streng vom restlichen "Familiensilber" separierten Grundstock für die neue Anlage, nein viel mehr. Aus einigen zunächst reinen Kaufbeziehungen entstanden interessante Kontakte bis hin zu Freundschaften, die ich heute noch pflege und für die ich dankbar bin.

Irgendwann - die Eltern unter euch werden es bestätigen - wurden die Kinder schnell älter, größer und ließen uns wieder mehr zeitliche Freiräume für eigene Aktivitäten. Und so langsam kreisten meine Gedanken wieder mehr um den erneuten Aufbau einer Modellbahn, diesmal in H0. Auch an mir waren die Jahre nicht spurlos vorbei gegangen, und bekanntermaßen erinnert man sich mit zunehmenden Alter mehr und mehr an seine Kindheit und Jugend - und diese lag nun halt einmal im (damals noch geteilten) Berlin.


Thema meiner Anlage ist die Berliner Stadtbahn sowie der dazugehörige Berliner Nah-, Reginonal- und Fernverkehr, also S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn und Busse (auf Basis des Faller Car Systems) sowie Züge der DB und anderer EVUs. Obwohl grundsätzlich der Zustand zwischen 1970 und 2000 dargestellt werden soll, mag ich mich nicht auf eine bestimmte Epoche festlegen. D.h. auf der Fernbahn wird ein ICE wie selbstverständlich neben einer preußischen Dampflok verkehren, allerdings werden auch bestimmte - mit meinen eigenen Erinnerungen verknüpfte - Züge wie z.B. der D 242 nach Hoek van Holland oder die heutigen RE zum Einsatz kommen.

Auf der S-Bahn wird es ein Stell-Dich-Ein der Baureihen 125, 165, 166, 167 sowie 481/482 (und hoffentlich auch 480 und 485) geben, auch die 74er mit preußischen Abteilwagen ist vorhanden. Ein Traum ist und bleibt der Werkstattzug der S-Bahn.

Die U-Bahn wird zunächst vertreten sein durch Hk-Züge sowie Selbstbauten der Traditionszüge der Baureihe AII / A2U. Die erste Formvariante eines A3L92 ist bereits ebenfalls vorhanden. Und hoffentlich erbarmt sich R. Raetz noch eines Tages, mir einen Bausatz seiner wundervollen G-Umsetzung zu überlassen.

Straßenbahnen sind vertreten durch T24/B24, T25/B25, TM36/BM28, aber auch Tatras, die aktuellen GTN-Züge sowie Flexitys werden verkehren. Auf den Strassen werden ferner Busse der Typen D38, D2U und DE verkehren - und was man noch bekommen kann. Inständig hoffe ich hier, irgendwann einmal noch einen DF ergattern zu können.


Der erste Anlagenentwurf entstand Anfang 2007:

Planung 2007Oben links im unteren Bereich Bhf. Friedrichstasse, von dort führt die Stadtbahn (rot) oben rechts nach "Börse" (heute Hackescher Markt) weiter nach Charlottenburg, wo die Strecke in Richtung Spandau und Wannsee verzweigt.

Die S-Bahn erhält in Chab eine Kehrmöglichkeit, "Westkreuz" ist die Abstell- und Kehreinrichtung. Zwischen den Strecken nach Spandau und Wannsee wird noch das BW Grunewald angedeutet, da ich auf ein BW mit Ringlokschuppen und eine Aufstellanlage nicht verzichten möchte.

Die U-Bahn (blau) besteht aus zwei Bahnhöfen, dem Untergrundbahnhof Spichernstrasse (rechts) über eine Rampe (ala Nollendorfplatz) in eine noch nicht benannte Hochbahnstation.

Die Straßenbahn (gelb) fügt sich überwiegend den Gegebenheiten an, am Hackeschen Markt (Börse) hatte ich jedoch auf einen möglichst realistischen Verlauf Wert gelegt.

Schwierigkeiten bereitete dabei noch das Überführungsbauwerk der Strecken nach Spandau und Wannsee, da dort die Strecken bis zur Unterführung recht kurz waren (zu viel Steigung bzw. Gefälle) sowie der letztlich ungünstig positionierte Bhf.-Friedrichstrasse. Dort fiel mir keine sinnvolle Möglichkeit ein, die Strecken ausgehend vom Stadtbahnniveau realitätsnah über einen Gleiswendel ins Schattenbahnhofsniveau zu führen. Letztlich aus diesen Gründen wurde diese Planung dann wieder fallen gelassen.


Planung 2012Der zweite, aktuelle Entwurf entstand gedanklich 2010/11, aber erst Anfang 2012 konnte ich ihn erstmalig skizzenhaft zu Papier bringen. Mit Letzterem tue ich mich leider unendlich schwer und muss lange auf den richtigen Augenblick warten. Strategischer Unterschied ist, dass ich von der Familie bis dahin für andere Nutzungsformen zugedachte Flächen quasi zurückerobern konnte (wenngleich die Schlacht noch nicht endgültig gewonnen ist).

Wie Ihr hoffentlich erkennen könnt, hat der Bahnhof Friedrichstrasse seine Position (oben links) zwar grundsätzlich beibehalten, ist jetzt aber vollkommen anders angeordnet. Durch geschickte Höhenänderungen des Verlaufes der Stadtbahnstrecke ergeben sich Möglichkeiten, die erforderlichen Rampenstrecken auf ein Minimum zu reduzieren und im Wesentlichen hinter Gebäudekulissen zu tarnen. Der Streckenverlauf der Stadtbahn entspricht jetzt einer verdeckten Acht, im unterirdischen Bereich zweigen die Zufahrten zu zwei Schattenbahnhöfen für die Regional- und Fernbahn ab.

Da im unteren rechten Bereich jetzt das (alte R)Ostkreuz dargestellt werden soll, erhöhen sich die Fahrmöglichkeiten der S-Bahn von der Stadtbahn auf die ebenfalls in Ansätzen vorhandene Ringbahn. Oben rechts der Bereich Warschauer Straße bzw. Brücke. Hoffentlich bleibt in der Detailplanung Platz für wenigstens eine angedeutete Wagenhalle der Hochbahn. Auch eine Mini-Oberbaumbrücke soll die Spree überqueren, ein typischer Lastkahn ist längst gebaut und soll noch durch einen Ausflugsdampfer der Weißen Flotte ergänzt werden.
Ergänzt wird der Verkehr wiederum durch Straßenbahnen und Busse, diesen werden einen angemessenen Betriebshof erhalten. Sobald ich die vorhandenen Skizzen in einem Planungsprogramm umgesetzt habe, berichte ich hier weiter.


Planung 07 2012Anfang August 2012 habe ich diese Planungen weitgehend in Wintrack umgesetzt.

Die Fernbahn ist im sichtbaren Bereich rot dargestellt, die getarnten (oder auf der 0-Ebene liegenden) Bereiche in orange. Die S-Bahn im sichtbaren Bereich dunkelgrün, ansonsten hellgrün. Die U-Bahn ist blau dargestellt und wird aus dem Hochbahnhof Warschauer Brücke und selbst erbauten Bahnhof <Speicherstrasse> bestehen. Die Straßenbahn (gelb) folgt noch. Die gestrichelten Gleise sind die beiden jeweils 11-gleisigen Schattenbahnhöfe samt Zufahrten von der 0-Ebene aus.

Besonders effektiv sind die beiden Weichenverbindungen im verdeckten Bereich oben und unten rechts. Die obige dient dem Gleiswechsel auf der Fernbahn und ermöglicht dadurch in die Schattenbahnhöfe eingefahrene Züge in Gegenrichtung wieder ausfahren zu lassen. Damit lassen sich Wendezugganituren vorbildgerecht darstellen.

Die untere Verbindung ermöglicht den Wechsel von S-Bahn von der Stadt- auf die Ringbahn und erschließt damit zusätzliche Möglichkeiten der zu fahrenden S-Bahnstrecken. Etwas Sorgen macht mir noch die Unterführung der S-Bahn Verbindungskurve durch das Ringbahngleis. Hier wird ein Gefälle von nahezu 10% erforderlich. Zwar liegt dieses Gleis ausschließlich im Gefälle und wird zudem nur von kurzen S-Bahn-Zügen befahren (in durchgeführten Tests haben diese sogar in Steigungen bewältigt), ob das aber optisch passt, wird sich noch erweisen müssen.

Wer dazu noch Ideen hat, immer gerne. Ebenso habe ich das erste Modul des Unterbaus Ende 2012 fertiggestellt. Auch wenn es momentan noch für Testzwecke - i.w. Umbau eines ICE 3 und PC-Steuerung mittels BIDIB Komponenten in Verbindung mi Rocrail - missbraucht wird, bald wird darauf ein Hauptthema der Anlage - der Bahnhof Friedrichstrasse - seinen Platz finden.

Für letzteren auch hier nochmal ein herzliches Dankeschön an meinen Modellbahnerfreund Rüdiger Schacht (auch bekannt als Erbauer der Super-Anlage Berlin Anhalter Bahnhof (EJ Sonderheft 04/2001), unter dessen geschickten Händen dieses Modell anstanden ist.

1 BauabschnittFriedrichstrasse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Letztlich erwies sich aber diese Anlagenkonzeption nicht als alterstauglich. Offensichtichlich wollte ich nicht zur Kenntnis nehmen, dass auch an mir der Zahn der Zeit nicht spurlos vorbei geht. Und das ständige Krabbeln unter der Anlage fiel mir schon während des Aufbaus zunehmend schwerer. Mein Unterbewusstsein beantwortete dies mit immer längeren Baupausen, was mir bereits zu denken gab. Den Ausschlag gab dann der Besuch eines befreundeten Modellbahners, der die Situation so kommentierte → "Ein lahmes Pferd füttert man nicht, man schlachtet es". Und so entschied ich mich Anfang 2016 zum Abriss.


Hinzu kam, dass mir diesmal trotz erhöhter Anforderungen die Planung vergleichsweise gut von der Hand ging. Erhöhte Anforderungen bedeutete im wesentlich diesmal wirklich altersgerecht in konsequenter Segmentbauweise. Es hat schon etwas, die einzelnen Segmente aus der Anlage zur weiteren Bearbeitung heraus nehmen zu können und anschließend wieder zu integrieren. Allerdings bedeutet dies auch noch höhere Anforderungen an die sowohl an die Planung als auch die qualitative Ausführung, was aber meinen Ansprüchen durchaus entgegen kam.Planung 2016
Auch bestand hierdurch die Chance (diser Ratschlag wurde mir auch eindringlich vermittelt), die Schattenbahnhöfe diesmal mit einer sinvollen Eingrifftiefe zu versehen, um auch noch in späteren Jahren an havarierte Züge heran zu kommen. 

Weiteres wesentliches Planungskriterium war, den Bahnhof Friedrichstasse nicht mehr in einer Ecke zu verstecken, sondern zentral in der Anlage anzuordnen.

Also ab ans Werk.

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