Selbstbau S-Bahn BR 485 / 885
Die Ankündigung der Fa. Lemke / Hobbytrain, die Baureihe 480 als Industriemodell fertigen zu wollen, hatte für mich zwei Konsequenzen. Die erste, ich habe mein eigenes Projekt eines 480ers erstmal zur Seite gelegt. Die zweite war, ich kam meinem Ziel, alle aktiven Baureihen auch auf meiner Anlage verkehren zu lassen, durchaus ein Stück. Was aber fehlte, war der 485 / 885.
Also wieder von vorne. Das Übliche, erstmal Recherche. Nicht so ganz einfach, aber diesmal hatte ich ja mit einem 'lebenden Fahrzeug' zu tun. Da müsste doch über die Bahn was gehen. Allerdings ist die Kooperationsbereitschaft der Bahn doch ziemlich wechselhaft. Wurde ich im Turm noch recht freundlich und aufgeschlossen zu meinem Begehr behandelt, stiess ich - ehrlich gesagt zu meiner Überraschung - bei den operativ handelnden Personen auf ziemlich schroffe Ablehnung. Ein meinerseits geplanter Besuch im zuständigen Betriebswerkstatt wurde - trotz Authorisierung des Turmes - mit allen möglichen Anforderungen und Auflagen sozusagen ins Absurde befördert. Danke dafür Herr ... , der angesprochene weiß schon, wer gemeint ist.
Ein Erfolg meiner Bemühungen war aber zumindest insoweit gegeben, als das ich einige brauchbare Kontruktionszeichnungen erhalten hatte. Mit diesen bewaffnet habe ich mich dann an einem kalten Wintertag zum S-Bahnhof Schönefeld begeben, um die Wendezeiten der dort zahlreich anzutreffenden Züge dieser Bauart dergestalt zu nutzen, diese am reallen Objekt zu vermessen. Ich gestehe aber, dass diese Aktion sowohl von mitleidigen (überwiegend Fahrgäste) und kritischen (Zugpersonal) Blicken begleitet wurde. Eine kurze Erläuterung meines Begehrens konnte die Zweifel aber meist zügig ausräumen.
Im Ergebnis tratt ich die Heimreise aber zufrieden und einem dicken Fundus an Skizzen und Fotos wieder an. Zu Hause angekommen, begann wieder die Zeichenphase. Nun - ich gebe es zu - die geschwungene Frontpartie stellt schon eine gewisse Herausforderung dar und so brauchte es einige Anläufe, bis der richtige Anfang gemacht war. Und der sah dann nach einiger Zeit so aus
Diesen Erstentwurf habe ich dann bewusst im S-Bahn Forum zur Diskussion bzw. Begutachtung gestellt, weil dort relativ viele Fachleute, vor allem aber auch Triebfahrzeugführer - die diese Fahrzeuge zum Teil im Betriebseinsatz fahren - vertreten sind. Zahlreiche hilfreiche Kommentare, Detailsfotos und Anregungen haben mir sehr geholfen, das Fahrzeug weiter zu entwickeln. Momentaner Sachstand ist nun dieser
Nachdem dann die ersten Teile aus meiner CNC-Fräse gekommen waren, habe ich mit der Montage begonnen. Zuerst - weil etwas einfacher - mit den Beiwagen
anschließend dann mit den Triebwagen.
Die Vorgehensweise war grundsätzlich vergleichbar und dürfte angesichts der Bilder selbsterklärend sein. Bei Triebwagen ist es wichtig, eine stabile Verklebung der 'Frontköpfe' mit den beiden Seitenwänden hin zu bekommen. Ich habe dazu erst beide Teile mit normalen Plastikkleber verklebt, danach innen die Klebestelle mit Sekundenkleber verstärkt und außen mit Plasto verspachtelt und anschließend geschliffen. So entstand dann nach und nach die Basis für meinen geplanten 3/4-Zug.
Da Gehäuse und Dächer gleich in einem Arbeitsgang lackiert werden sollen, wollte ich jetzt eben die Dächer auf meiner CNC quasi 3D-Fräsen. Leider hat das aus momentan für mich noch nicht nachvollziehbaren Gründen nicht funktioniert. Gott sei Dank hat sich aber jemand gefunden, der diese für mich als 3D-Drucke erstellt. Mir reicht ohnehin je ein Urmodell, da die Dächer anschließend in einer Silikonform abgeformt und später aus Resin gegossen werden sollen. So lassen sich später leicht etliche Duplikate herstellen.
Um die Zeit bis zu deren Fertigstellung sinnvoll zu überbrücken, habe ich mich schon mal an die Zielschildkästen gemacht. Diese prägen ja ein ganzes Stück den der gesamten Frontpartie, so dass ich darauf auf gar keinen Fall verzichten wollte. In der Tat ist dass aber in ziemlicher Frimmelkram, zumal das Zielschild auch hinterleuchtet werden können soll.
Offensichtlich hatte ich die Zeit sinnvoll genutzt, denn ein paar Tage später trafen die Dächer ein. Diese hatte ein 'Fräserkamerad' auf seinem privaten 3D-Drucker für mich erstellt.
Zugegebenermaßen keine Industriequalität, aber das hatte ich erstens nicht erwartet und zweitens ist das auch gar nicht erforderlich, da diese - wie schon geschrieben - nur als Urmodelle dienen sollen. Nun heisst spachteln, schleifen, spachteln, schleifen ..., solange bis sie als Urmodelle verwendbar sind.
Nach etlichen Grundierungen und Schleifgängen (zuerst 120er, dann 600, zum Schluß 1000er) haben die Dächer m. E. die für die Abformung notwendige Qualität.
Also ging es danach ans Silikonform gießen. Viele Wege für die äußere Form führen zum Ziel. Ich kenne Leute, die benutzen Bienenwabenplatten (auch schön glatt). Ich benutze mein - auch Euch sicher bekanntes - sehr frühes Kinderspielzeug. Damit lassen sich passgenaue Formen sehr schnell bauen. Danach die richtige Menge Silikon ermitteln, beide Komponenten zusammenrühren - besser wirklich gut durchrühren - und schön langsam, möglichst blasenfrei, giessen. Danach mit bspw. einem Schraubendreher etwas am das Urmodell 'fahren', dann das Brett etwas rütteln, damit auch die letzten Luftblasen aus der künftigen Form aufsteigen. Nach einer - materialabhängigen - Trockenungszeit ist die künftige Gießform fertig.
Und so sehen dann die aus Resin gegossenen Dächer aus. Keine Sorge, die Dachlucke beim 485er ist nicht vergessen - die kommt noch.
Und so langsam nehmen die Züge damit dann auch Gestalt an.
Nach einer längeren Zeit des Schleifens, Spachteln und von vorne sind die Gehäuse jetzt soweit erstmal fertig. Die noch fehlenden oberen Randmaskierungen werden jetzt noch nicht montiert, weil sie sich einzeln besser lackieren lassen. Damit wechseln die Züge jetzt ihren Standort von der Werkstatt in die Lackiererei.
Anfang der Woche hat sich die Werkstatt einen ziemlichen Rüffel von Meister in der Lackererei eingefangen. "Wie, Wagenkästen lackieren und die Dachblenden sind nicht fertig. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich die Farbe zweimal anmische" war der hämische Kommentar. Ok, ok, bevor sich die werkstatt einen Rüffel der Betriebsleitung einfängt, haben die Jungs schnell eine Sonderschicht eingelegt. Jetzt ist aber wirklich die Lackererei in der Pflicht.
Während die Züge jetzt in der Lackierung sind, habe ich die ersten Inneneinrichtungen erstellt. Ein, zwei Trennwände müssen wohl noch etwas gerichtet werden, aber um die grunsätzliche Passgenauigkeit zu überprüfen, ist das vollkommen ok. Schwieriger wird es ohnehin, den darunter noch anzbrigenden 'Rahmen' genau passend (Positionen Befestigungsstifte) auf das Halling Fahrgestell anzupassen.