Selbstbau eines 4-Wagen-Zuges der Berliner U-Bahn Baureihe A2U

(urspr.Baureihe AII - sog. Amanullah-Züge)


Noch heute erinnere ich mich genau an die zu meiner Jugendzeit auf der damaligen U2 noch häufig - wenn nicht sogar ausschließlich - verkehrenden U-Bahn-Züge der Baureihe AII bzw. besser A2U. Das Ambiente im Wageninneren verbunden mit einem unverwechselbaren Sound wurden für meinen Geschmack von keiner der späteren Baureihen wieder erreicht.

Als ich mich dann entschieden hatte, eine H0-Anlage mit dem Thema Berlin zu konzipieren - auf der auch die U-Bahn nicht fehlen sollte - war klar, dass ich irgendwann einmal einen AII / A2U-Zug mein Eigen nennen wollte. Und da der Erwerb des sicher gut gelungenen Woytnik-Modells mit meinem gegebenen Modellbahn-Etat nicht zu vereinbaren war, geisterte lange Zeit ein Eigenbau auf Ätzbasis in meinem Kopf herum.

Ausgelöst durch eine - schon an anderer Stelle erwähnte - längere Erkrankung wurde das Projekt Anfang 2007 konkreter. Leider waren die Informationen zu diesen Zügen - außer nicht zweckdienlichen allgemeinen Erläuterungen - damals recht dünn. Im Internet fand ich lediglich 2 Typenblätter für diese Fahrzeuge. Dankenswerter Weise stellte mir die AG U-Bahn das auf deren Homepage veröffentlichte pdf-Dokument als jpg-Grafik zur Verfügung. Und so fing ich zunächst mal an zu zeichnen. Schnell war jedoch zu merken, dass diese Informationen für einen Fahrzeug-Selbstbau nicht ausreichen würden. Insbesondere hatte ich keinerlei Informationen der Fahrzeugzustände unterhalb des Wagenbodens sowie zu den Drehgestellen. Außerdem waren umfängliche Überlegungen anzustellen, wie das Modell zu motorisieren war. Schließlich sollte der Zug doch auch fahren.

Also begann eine mühsame Recherche-Phase, während der ich irgendwann auf Norbert Walter stieß, der mich dankenswerterweise mit etlichen Detailfotos - u.a. der in Berlin erhaltenen Museumszüge - versorgte. Und als die Zeichnungen im Frühjahr 2008 schon recht fortgeschritten waren, erschien im VBN Verlag das Buch "Die Fahrzeuge der Berliner U-Bahn Typ AII" - Autor eben besagter Norbert Walter.

Neben vielen Details - die noch in die Zeichnungen aufgenommen wurden - lernte ich aus dem Buch vor allem, dass ich nicht - wie anfangs geglaubt - einen AII, sondern einen A2U herstellen wollte. Dabei handelt es sich um die bei der BVG (West) ab 1962 umgebauten ehemaligen AII-Züge, die sich vom Vorgänger optisch vor allem durch vergrößerte Stirn- und Fahrerfenster sowie größere Reflektorlampen unterschieden. Diese Züge waren im Westnetz noch bis Anfang der 70er Jahre anzutreffen, im Ostnetz sogar noch bis 1989 (!).


Zunächst habe ich diese Züge dann in einer Messing-Variante, später in einer 3D-gedruckte Variante hergestellt. Aus den in den unterbeiträgen geschilderten Gründen stellten mich diese jedoch nicht zufrieden. Mein Glück in dieser Situation war, Zugriff auf eine CNC-Fräse zu erhalten. Hiermit sollten sich doch aus Polystyrol schön glatte Wagenkästen herstellen lassen. Zunächst mussten aber die vorhandenen Zeichnungen auf das erforderliche dxf-Format umgewandelt und diese anschließend in ein Fräsprogramm überführt werden.    

Bild 4.4.1 web

Nach einigen Fehlschlägen waren mein Lohn der Bemühungen dann die nebenstehende abgebildeten Frästeile (exemplarisch anhand eines Beiwagens).

 

 

 

 


Bild 4.4.14 webZusammengesetzt sieht der Beiwagen dann so aus.

Zuweilen an den Eckverbindungen auftretende Spalten wurden anschließend mit Platikspachtelmasse geschlossen and anschließend wieeder schön plan geschliffen.

 

 

 Bild 4.7.1 webSo sahen die Züge (hier exemplarisch der AII) dann vor der Grundierung / Lackierung aus.

 

 

 

 


Bild 5.3.3 webNun kommt endlich Farbe ins Spiel. Nach einer Grundierung wurde mit einer Mischung von 4 Teilen RAL 1007 und 1 Teil RAL 1023 Verkehrsgelb (zur Aufhellung der sonst überlicherweise zu dunklen Farbe) lackiert. 

Bei einem Beiwagen die probeweise bereits die zuvor schwarz lackierten Zierstreifen aus 0,20mm Messingblech angesetzt.

 

 

 


A2U Dach 1Etwas mehr Arbeit verursachten die Dächer. Leider hinterlässt das hier verwendete 3D-Druck-Material eine leicht picklige Struktur. Da hilft nur Schleifen, schleifen und nochmals Schleifen. Spätestens nach den ersten Lackierungen (Mischung aus RAL 7002 Olivgrau und Revell Aqua-Color Grau) wird aber deutlich, ob die Oberfläche bereits glatt genug ist.

Ansonsten hilft nur - Ihr ahnt es schon - nochmal Schleifen.

Am Ende sieht das dann aber richtig gut aus.

 

 


Bild 4.8.4 webDa später sowohl die Fahrzeuge als auch die Zielschilder beleuchtet werden sollen, habe ich ein bereits vom Druck vorhandenes Loch im Zielschildkasten mit einem kleinen Handbohrer nachgebohrt.

 

 

 

 

 

 


Derzeit hadere ich noch ein wenig mit den Qualitäten und Druckvorgaben von shapeways.

Nach einigen Versuchen mit verschiedenen Materialien erwies die die gesamte Konstruktion als reiner Wagenkasten zunächst als zu instabil. Dies löste ich dadurch, dass den Wagenboden sowie die an den Türen befindlichen Trennwände - die gleichzeitig der Aufnahme des Daches dienen - gleich in den Auftrag mit einbezogen habe. Zwischenzeitlich habe ich mal bei einem anderen 3D-Drucker fertigen lassen.


Am Ende habe ich mich dann doch entschlossen, dass Modell auf Basis dieses Gehäuses fertigzustellen. In einem weiteren Gehäuse-Druck werde ich aber noch anders vorgehen. Dazu dann später mehr.
Zuerst einmal ging es an die Dächer. Da das Material WSF von Shapeways etwas "picklig" ist hieß es in mehreren Durchgängen schleifen, lackieren, schleifen, lackieren.... bis endlich alles glatt wirkte. Der ursprünglich übernommende Original-Farbton RAL 7002 "Olivgrau" wirkte leider nicht wirklich realistisch, Abhilfe schaffte eine in etwa hälftige Mischung mit "Mittelgrau" von Revell.

Da ich unbedingt wegen des Einsatzes der Fahrzeuge im Tunnel ein beleuchtetes Zielschild haben wollte, wurde ein bereits im Druck enthaltendes Loch auf 1,8mm aufgebohrt und von hinten eine warmweiße LED 0805 eingeklebt. Die Zielschilder selbst entstanden aus einem in meinem Offset-Studio belichteten, lichtdichten Film. Diesen habe ich zur besseren Stabilität auf zurechtgeschnittenen Umverpackung eines Reichelt-Lötkolbens geklebt und mit leicht transparanten weißen Papier hinterlegt. M.E. kommt der Effekt des Originals sehr zutreffend zur Geltung.

Im nächsten Step wurden dann die für Zug kennzeichnenden Zierstreifen nachgebildet. Diese entstanden aus selbst klebenden Dekorsteifen Schwarz "TrimLine" (Art.Nr. 1200496), die sich mit ein wenig Übung sehr gerade ausrichten lassen. Damit bekam der Zug bereits sein relevantes Äußeres.

Demnächst gehts weiter!!

RAL 7002 Olivgrau (Oesling) und

Nr. 57 Grau (Revell Aqua Color),

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